Reformation im Nürnberger Land
500 Jahre Reformation im Nürnberger Land
Am Abend des Reformationstages war in und um die Happurger St. Georgskirche viel los. Von allen Seiten strömten Besucher herbei, im benachbarten evangelischen Gemeindehaus hörte man Stimmproben, in der Kirche übten die Posaunenchöre die letzten Passagen. Anlass für diese Betriebsamkeit war der Besuch der Regionalbischöfin Hann von Weyhern. Sie feierte den Reformations-Gottesdienst in der Happurger Kirche. Fragt man sich, warum ausgerechnet in Happurg? Die Antwort kam auch in ihrer Predigt. Sie sprach von jungen Rebellen in Happurg. Happurg war vor 500 Jahren mit der Reformationsbewegung tatsächlich ein Jahr früher dran als die Großstadt Nürnberg. Pfarrer Martin Pöschel erläuterte die näheren Umstände, die seinerzeit dazu führten, dass sich Happurgs Gläubige so vehement für die Reformation einsetzten. Der damalige Vikar Caspar Schopp führte die Reformation in Happurg ein. (Am 14.11. wird der profunde Kenner der lokalen Geschichte, Helmut Süß, im evangelischen Gemeindehaus darüber referieren.) Dekan Tobias Schäfer wandte sich an die Gottesdienstbesucher. Er freute sich, dass auch der stellvertretende Landrat Helmut Brückner und natürlich auch Happurgs 1. Bürgermeister Bernd Bogner anwesend waren. Sein besonderer Dank ging an die vereinigten Posaunenchöre Happurg/Kainsbach-Schupf. den Singkreis und die Orgel für die musikalische Ausgestaltung des Festgottesdienstes. Er stellte die Wichtigkeit von Glauben und Gottes Gnade heraus. Martin Luther mit seinen Gedanken und Beweggründen für die Reformation, stand in diesem Gottesdienst natürlich im Vordergrund. Unvermeidlich war auch das Singen des Chorals „Ein feste Burg ist unser Gott“. Hier stammen ja Text und Melodie aus der Feder von Martin Luther. Ein gutes Zeichen der Ökumene war es, dass in diesem Gottesdienst mit Pfarrer Stephan Alexander von St. Otto in Lauf auch ein katholischer Geistlicher mitwirkte. Der örtliche katholische Pfarrer Roland Klein war ebenfalls anwesend. Weitere evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer aus der Region wohnten dem Gottesdienst ebenfalls bei. Die Regionalbischöfin erinnerte in ihrer Predigt an die Spaltung vor 500 Jahren und die damit verbundenen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen. Sie verglich die damals gültige Regelung der Ablassbriefe mit den heutigen „Fake-News“. Beides sei ein Geschäft mit der Angst der Menschen. Diese Ablassbriefe seien einer der Gründe für Luthers Reformationsgedanken gewesen. Die Freiheit der Menschen sei wichtig, damals wie heute. Hann von Weyhern sprach aber auch die Verpflichtung an, die eine Reformation als Erbe mit sich bringe. Auf einem Informations-Flyer zu 500 Jahre Reformation im Nürnberger Land, der an diesem Abend verteilt wurde, standen die Begriffe „Freiheit – Glaube – Zukunft“. Über diese Aspekte sprach sie ebenfalls Die Botschaft der Freiheit dürfe keine Grenzen kennen. Sie appelierte das Christsein ernst zu nehmen und nicht mit einem religiösen Mitnahmeeffekt zu leben. Christliches Denken sei verpflichtend für die Freiheit. Das beinhalte die Menschenfreundlichkeit und allen Menschen mit Respekt zu begegnen. Die Botschaft der Christen sei es, in der Liebe tätig zu sein. Mit dieser Aussage beendete sie ihre Predigt. Alle Gottesdienstbesucher waren nach der Abendmahlsfeier und abschließenden musikalischen Vorträgen, noch zu einem gemütlichen Beisammensein eingeladen.
Text und Foto – Marita Münster